Wenn es um die Diagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Nahrungsmittelsensitivitäten geht, stehen immer noch häufig IgG- oder IgG-4-Tests im Mittelpunkt. Viele Menschen berichten, dass sie aufgrund dieser Tests eine Vielzahl von Lebensmitteln aus ihrer Ernährung streichen müssen, da sie scheinbar auf fast alles Unverträglichkeiten haben. Doch hier ist wichtig zu betonen: Diese Tests beziehen sich nicht auf echte Allergien, sondern auf eine andere Art der Reaktion des Immunsystems.
Laut der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) sowie anderer Fachgesellschaften wird von der Durchführung von IgG-4- und IgG-Tests zur Diagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten klar abgeraten. In der wissenschaftlichen Fachwelt herrscht Einigkeit darüber, dass ein IgG-4-Test keine tatsächliche Nahrungsmittelallergie oder Unverträglichkeit anzeigt. Vielmehr handelt es sich um eine normale physiologische Reaktion des Immunsystems auf die Bestandteile von Lebensmitteln, die keine pathologische Bedeutung hat.
Die Problematik für das Mikrobiom und die Ernährung
Das größte Problem bei der Durchführung solcher Tests betrifft das menschliche Mikrobiom – also die Gemeinschaft der Mikroorganismen, die in unserem Darm leben. Viele Menschen, die IgG-Tests durchführen lassen, erhalten Ergebnisse, die sie dazu verleiten, zahlreiche Lebensmittel aus ihrer Ernährung zu streichen. Dies kann zu einem drastischen Verlust wichtiger Nährstoffe führen, insbesondere bei der Aussortierung von Gemüse und Obst, die essentielle Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe liefern.
Es ist nachvollziehbar, dass ein solcher Verzicht auf viele Lebensmittel nicht nur psychologisch belastend sein kann, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die Ernährung hat. Häufig führt dies zu einer extrem einseitigen Kost, bei der grundlegende Nahrungsmittelgruppen wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte oder bestimmte Eiweißquellen vollständig vermieden werden. Dies wiederum hat negative Folgen für das Mikrobiom, das auf Vielfalt angewiesen ist, um eine gesunde Balance zu wahren.
Eine reduzierte Vielfalt in der Ernährung kann zu einer Ungleichgewichtssituation im Darm führen – einer sogenannten Dysbiose. Diese Störung des Mikrobioms wird mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, darunter Verdauungsbeschwerden, ein geschwächtes Immunsystem, erhöhte Entzündungswerte und sogar eine Beeinträchtigung der geistigen Gesundheit.
Vermeidung von Nahrungsmitteln bei nachgewiesenen Allergien
Es ist jedoch wichtig, zwischen einer diagnostizierten Nahrungsmittelallergie und einer solchen diagnostizierten Unverträglichkeit zu unterscheiden. Wenn du tatsächlich eine klinisch nachgewiesene Allergie gegen bestimmte Lebensmittel hast, dann ist es selbstverständlich notwendig, diese Lebensmittel zu meiden, um schwerwiegende Reaktionen zu verhindern. Hier ist die medizinsche Vorgehensweise klar und notwendig: Lebensmittel, die eine echte allergische Reaktion hervorrufen, dürfen nicht konsumiert werden.
Fazit: Vorsicht bei IgG-Tests
Die Anwendung von IgG-Tests zur Diagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten bleibt also umstritten. Es gibt mittlerweile weitreichende wissenschaftliche Konsens, dass IgG-Tests nicht die passende Methode sind, um tatsächliche Unverträglichkeiten oder Allergien zu identifizieren. Stattdessen sollte der Fokus auf einer ausgewogenen, nährstoffreichen Ernährung und einer sorgfältigen Beobachtung der eigenen Körperreaktionen bei der Aufnahme von bestimmten Nahrungsmitteln liegen.
Wenn du dich mit Unverträglichkeiten und den richtigen diagnostischen Methoden beschäftigst, ist es ratsam, auf fundierte und evidenzbasierte Ansätze zurückzugreifen und eine enge Zusammenarbeit mit einem Arzt oder Ernährungsberater zu suchen. Nur so kannst du sicherstellen, dass deine Ernährung gesund und ausgewogen bleibt, ohne unnötige Einschränkungen zu erfahren, die das Mikrobiom oder das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen könnten.